Konzepte & Gedanken im Fluß – Schriften zum o.i:





Liber 2 – Schöpfung aus dem Chaos



LIBER 2.1

Das Paradoxe Chaos, der Z-Zustand und die Kunst



(begonnen 20-IV-2004; stand VIII-04)



Teil I/ Des Künstlers Gottwerdung



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Idee


Wir wollen im Rahmen des o.i eine Philosophie bzw. ein atheistisches1 Weltbild ausformen, das die Gottwerdung des Menschen in Grundzügen aufzeigt. Als Zentralfigur dient uns dabei der schöpferische Mensch, der moderne Magier i.e. der magische Künstler.


Zum Zwecke unserer Überlegung schlüpfen wir also zunächst in die Sicht des Künstlers und vergleichen dann die Ergebnisse auf Allgemeingültigkeit. Das heißt, wir betrachten zunächst exemplarisch den Vorgang der Erschaffung eines Kunstwerkes durch das Formen kreativer Energie. Noch wichtiger die Ursprünge dieses Vorganges: Das Schöpfen des Unterbewussten aus dem ewigen Pool an Energien.

Als Vorbemerkung sei gesagt, dass wir hierbei von der Annahme ausgehen, dass jede Energie grundsätzlich unvergänglich ist und im Universum erhalten bleibt (nicht eingerechnet etwaige Verschiebungen zwischen parallelen Universen, deren Möglichkeit wir nicht ausschließen wollen).


-b-

Modell


In unserem Modell werden vier verschiedene philosophische Seinszustände erkannt:


  1. VAKUUM / Nichts

  2. PARADOXES CHAOS/

  3. KREATIVES KAOS

  4. Das Real-seiende bzw. Tatsächlich geschaffene/ Form



zu I) „Nichts ist größer als Gott.“


Wir nehmen einen theoretischen Zustand an, in dem weder Leben oder Materie noch Energie besteht. Einen Zustand absoluter Leere und nicht-Existenz.

Diesen Zustand nennen wir NULL-Zustand.


Zu II) „Alles ist möglich.“


Wir nehmen des Weiteren einen theoretischen Zustand an, aus dem heraus alles entstehen kann. Diese 'Ursubstanz' oder 'Primäre Energie' ist die Grundlage für alles Weitere, das zur Entstehung kommen kann, gleich ob als Idee oder Lebewesen. Sie ist der 'Nährende Geist':

Diesen Zustand nennen wir ZET-Zustand.


Der ZET-Zustand ist das Potential alles Seienden. Die menge ZET umfasst also alle Energien, die jemals ins Dasein treten können – gleich ob als Kraft oder Körper. Diese vorhandenen Energien nennen wir Ideen. Den Pool aus allen Potentialen der ZET-Menge nennen wir Meer der Ideen oder Paradoxes Chaos.


Zu III) „Ordnung ist für Dummköpfe – das Genie überblickt das Chaos.“


Aus dem Paradoxen (weil in seinem Ausmaß nicht vorstellbarem) Chaos ziehen wir einzelne Energien und nehmen sie in unserem Denkapparat auf. Diesen Zustand der angezogenen Idee nennen wir Y-Zustand.


Ein Teil unseres Gehirns zieht ständig 'Geist' an sich. Er schöpft aus dem Meer der Ideen konkrete Anschauungen, die zB in die jeweilige „Denksprache“ bzw. die konkreten Bilder gekleidet wird, ohne aber bereits bewusst zu werden. Solche Ideen können Ideen bleiben als Geistesblitze oder als kreativer Impuls zu einem Werk werden. Energien können zu Kräften oder Geistwesen oder zu Materie werden. Materie wiederum ist Grundlage für Leben.


Das kreative Chaos ist das (noch) Ungeschaffene, das aber bereits die konkrete Möglichkeit des Erschaffens besitzt – ist 'Formbarer Geist'. Das Formen dieser Energien ist der direkte Schöpfungsvorgang, der auch als 'Inspiration' bezeichnet werden kann. Diese Inspiration ist ein quasimagischer Vorgang, und umfasst die komplexe Abfolge bewusster und unbewusster Zustände. (Mit der Steuerung der Inspiration soll sich ein folgender Text ausführlicher befassen, vgl. LIBER 2.2.)


Zu IV) 'Sein oder Nicht sein ...'


Durch die Formung oder den Schöpfungsakt werden Dinge materialisiert, treten in die Existenz. Beispiele dafür sind für unsere Zwecke zunächst das Formen der Ideen zu Kunstwerken durch Niederschreiben oder grafisches Aufzeichnen oder spontanes Vortragen. In die Alltagswelt transferiert erleben wir etwa, wie aus einer Ansammlung ungenießbarer Zutaten ein leckeres Mittagessen wird. Oder aber die Zeugung i.e. Inkarnation eines neuen Menschen.

Diesen Zustand nennen wir X-Zustand.


Der Begriff 'reale Existenz' wird gemeinhin verstanden, ist aber mit Vorsicht zu genießen. Denn so wie die Kirche uns auf Begriffe wie 'Teufel' oder 'Sünde' konditioniert hat, sind wie von der Wissenschaft auf die Begriffe Realität' trainiert worden. Wir sollen glauben, dass es etwas anderes nicht gibt. Was wir nicht sehen – i.e. wissenschaftlich beweisen oder logisch herleiten – können, gibt es nicht. Was man uns dabei verschwieg, ist aber, dass diese Art der Anschauung nur eine Konsenswirklichkeit beschreibt, die Summe der Erfahrungen menschlicher Wahrnehmungen und wissenschaftlich-logischer Anschauung. Viele (sog.) 'primitive' Völker waren keineswegs selbstverständlich der Ansicht, dass, was sie nicht sehen oder anfassen können, nicht existiere. Wir gehen hier von einer begrifflichen Trennung aus: 'reale Existenz' beschreibt die Konsenswirklichkeit, das was wir anfassen können. Darüber liegt die Wirklichkeit der Ideen, d.h. alles was wir uns vorstellen können. Wieder einen Kreis weiter ist das, was wir erahnen können, was wir intuitiv 'wissen'. Wie viele weitere stufen dieser 'alternativen Realitäten' uns umgeben ist indes noch völlig ungeklärt. Ein nachgehen dieser frage könnte aber antworten auf eine menge 'paranormaler' Fragestellungen geben. Wie ist es zB zu erklären, dass der glaube an Götter oder die Anwesenheit von außerirdischen deutlich von äußeren in innere kreise rückt – bis viele Menschen schwören, diese Erscheinungen 'wirklich' (d.h. im innersten Kreis, der realen Existenz) wahrgenommen zu haben?


-c-

das Ungeschaffene Formen


Das Chaos verstehen wir – anders als im herkömmlichen Sprachgebrauch als etwas Negatives, A ngsteinflößendes (weil ungeordnetes) – als Grundlage aller kreativen Tätigkeit. Anders formuliert, ist Chaos als GEIST zu begreifen.


Man muss, um die Wahrheit des gesagten zu verstehen, nur erkennen, dass nichts a priori IST – alles ist geschaffen worden, von göttlichen Geistwesen (hierunter rechne ich auch Naturphänomene wie Planeten, Wind und die Erde), von Ideen (Ideen wie Religionen oder unsere Quasireligion 'Wissenschaft' schaffen neue Subideen, i.e. Prinzipien, wie etwa die Evolution) oder vom Menschen gemacht.


Dabei gilt es jedoch, zu begreifen, dass man niemals aus dem Nichts, dem Vakuum erschaffen kann, sondern sich stets aus dem Meer der Ideen bedient, dem Pool des Paradoxen Chaos. Kreatives Schaffen in diesem sinne heißt also formen, ordnen, Namen und Gestalt verleihen.


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Schöpferkraft für Alle!


Eine Wesenheit, die als Schöpfers, also als bewusster Former des Chaos auftritt, nennen wir Demiurgen – er bedient sich magischer – damit göttlicher – Macht.

Der inspirative Vorgang kann wie folgt begriffen werden: Um den Demiurgen sammeln sich Ideen, Geistesblitze, Möglichkeiten, die aus dem ZET-Zustand in sein Unterbewusstes fließen. Dort werden sie nach Erfahrung sortiert und tauchen dann nach und nach als Inspirationen auf. Viele solcher Ideen (insbesondere aus träumen) werden sogleich wieder vergessen – diese haben nie existiert. Viele andere aber manifestieren sich im Kopf des Schöpfers und werden schließlich von ihm geformt.


Der Demiurg ist wie ein Kind das Sandburgen baut. Von der ihn umgebenden ZET-Masse (Alles) wählt er das ihm nächste Formbare Material (Sand) aus. Schließlich formt er in einem schöpferischen Prozeß spontane Ideen oder lang geschmiedete Bilder in natura: der Gedanke an eine Sandburg wird Materie, tritt in die reale Existenz, den X-zustand ein. (Dies umfasst auch die Möglichkeit der Zerstörung, der Rückkehr in die Welt des Geists – wobei hier auch die unumgängliche Frage nach der MORAL des Künstlers, Demiurgen aufkommt – auch dies in späteren Schriften näher zu beleuchten).


Jeder Mensch (welche anderen Wesenheiten – Dämonen, Götter...? - mit dieser Macht existieren wissen wir nicht) hat diese Macht des Demiurgen, doch nur wer diese Fähigkeit bewusst kultiviert im Sinne einer Gnosis oder Erkenntniserhöhung wird nie die Möglichkeiten der Künstlerschaft und des Menschseins allgemein begreifen.


-e-

Abschließend der Leitsatz:


Begreift! Jeder Mensch kann Künstler sein – Kapitän seines eigenen Schiffs, seiner Gedanken, kann somit zum göttlichen Erschaffer werden. Er muss nur dran glauben und sich selbst den einen Hauch & Namen geben.


An das Göttliche glauben nur jene,

Die selber es sind.“ -F.Hölderlin-

1Atheistisch bedeutet hier – das göttliche für möglich haltend – jedoch nicht an einen „Gott“ als lebendes denkendes fühlendes Wesen glauben. Gott mag als Kraft in allen geformten Dingen innewohnen, nennt man sie nun Magie oder Idee oder schlicht Existenz – jedoch werden in diesem Ansatz alle Kräfte und Energien als im Epizentrum des Universums gesehen: Im großen Sänger, der die Welt um sich formt und wandelt. Das Vakuum freilich wird gleichsam als 'götterfreie Zone' etabliert.